sind wir von unserer Fahrt aus Riace wieder angekommen. Riace, ein kleines ehemaliges Fischerdorf am Ionischen Meer, auf der anderen Seite Kalabriens.
Ein Dorf, das vom Aussterben bedroht war, weil hier die wirtschaftliche Situation wirklich katastrophal ist. Kaum Arbeit, wenn dann nur in der Landwirtschaft oder der Gastronomie. Aber eben viel zu wenig für die Jugend, die jetzt oft weit weg im Norden Arbeit sucht.
Die Landschaft ist nicht das, was wir von unserer Urlaubsgegend kennen, viel trockener und kahler.
Das alles wäre für hier nichts besonderes, wäre da nicht vor ungefähr 20 Jahren ein Flüchtlingsboot gestrandet und der Bürgermeister der Stadt die geniale Idee hatte, diese Menschen in seinem Dorf unterzubringen, anzusiedeln und zu integrieren, damit wieder neues Leben in den Ort kommt.
Und das hat er geschafft und ist damit über die Landesgrenzen hinaus berühmt und dafür geehrt worden. (siehe auch am Ende)
Wir haben uns eben dahin auf den Weg gemacht und waren gespannt, was uns erwartet. Geparkt haben wir hier im äußersten Winkel Italiens neben einem VW-Bus aus Reutlingen. Die Besitzer haben wir dann auch getroffen und erfahren, dass es keine Touris sind, sondern eine junge Familie, deren Mutter ihre Eltern hier in Riace besucht hat. Also genau, wie wir es gehört haben. Sie, die in Deutschland ihr Glück gesucht hat und diese Tage zu Besuch zurück kam.
Begrüßt haben uns auch viele Farben an den Wänden und saubere Straßen (!kein Müll auf den Wegen!). Für diese Sauberkeit sind eben auch die Flüchtlinge mit verantwortlich. Jeden Morgen um 6 Uhr fährt ein ehemaliger Flüchtling durch die Stadt und sammelt alles ein, was da nicht hingehört.
Schon fast ein bisschen deutsch kam es uns vor, so ordentlich ist der Ort.
Wir waren leider zur falschen Zeit hier. Es war einfach zu früh, um das echte Leben im Ort mitzuerleben. Ein paar wenige Einwohner sind uns dann aber doch über den Weg gelaufen. Wir hatten rießigen Hunger und alles was nach Imbiss aussah, hatte geschlossen. Bis unser Gesprächspartner die Inhaberin einer Panineria am Ende der Straße sah und ihr lautstark vermittelte, dass hier hungrige Touristen wären. Also wurde geöffnet und unser Hunger gestillt.
Immer wieder hörten wir großes Lob über den Bürgermeister, es war wahrscheinlich wirklich die letzte Rettung für dieses Dorf. Aber nicht alle, so hörten wir, sind so begeistert gewesen, Fremde hier dauerhaft anzusiedeln. (siehe auch am Ende)
Wir sind dann noch durch die Gassen geschlendert, haben über die Geschäfte gestaunt (die leider, leider geschlossen hatten!) und uns über soviel Details gefreut, die es in jeder Ecke zu entdecken gab.
Es ist wieder Leben im Ort und viele Menschen haben einen Ort zum Leben gefunden. Eine geniale Idee und couragierte Menschen – das braucht es – überall!
Die Heimfahrt wurde dann noch durch ein Bad im Mittelmeer unterbrochen. Der Strand, an dem die ganze Geschichte anfing.
Wir haben mittlerweile einige Berichte über diesen Ort im Internet gefunden. Wenn es euch interessiert, dann findet ihr hier noch mehr Informationen zu diesem Thema:
- MDR-Bericht über Riace und Preisverleihung (nicht mehr verfügbar)
- Bericht des Deutschlandfunks
- ein sehr bewegender Videobericht von FluterTV